St. ERHARD Bamberg – eine aufstrebende Premium-Marke?

Verschiedene Blogs durften das Kellerbier St. ERHARD aus Bamberg bereits verkosten und sogar der KarriereSPIEGEL hat darüber berichtet. Und obwohl es kein Weizen ist, wurde ich natürlich neugierig. Kurzerhand schickte ich über die professionell aufgemachte englischsprachige Website st-erhard.com eine Anfrage. Und peng, zwei Tage später hatte ich zwei durchsichtige Flaschen mit Begleitmaterial in der Hand. So muss eine Brauerei reagieren, finde ich!

Erstmal kommen wir zur Entstehungsgeschichte von St. ERHARD. Hinter ihr steckt der junge MBA-Absolvent Christian Klemenz, der beim Auslandsstudium in Indien einen Businessplan für ein fiktives Unternehmen entwerfen sollte. Und da sagte er sich offenbar: Ich werde Manager für Bier. Aus dem Projekt am Indian Institute of Management wurde dann trotz Alkoholverbot tatsächlich eine neue Biermarke, die dank akribischer Marktforschung und durch die trinkfreudige Hilfe von Christians Kommilitonen speziell auf den indischen Markt abgestimmt werden konnte.

Zurück in Deutschland gründete der Bamberger dann mit drei Partnern eine GmbH und Anfang 2012 gingen erste Lieferungen auf den entfernten Subkontinent. Mittlerweile ist St. ERHARD in Asien offenbar recht populär. Die Facebook-Seite kann derzeit über 38.000 Likes verzeichnen – allen voran aus Neu-Delhi.

St. ERHARD Marketingmaterial

Christian Klemenz hat jedoch nicht nur herausgefunden, dass ein kohlensäurearmes fränkisches Kellerbier optimal den Geschmack der Inder trifft, sondern St. ERHARD wirkt darüber hinaus recht beeindruckend durch den hochwertigen Markenauftritt. Neben einem modernen klaren Corporate Design mit einer ansprechenden Typografie erzeugt er über eine schicke durchsichtige Flasche eine ganz imposante Wirkung. Sie ist übrigens durch eine spezielle Lackierung UV-geschützt und bringt die leuchtende Bernsteinfarbe des Kellerbieres voll zur Geltung.

Meiner Ansicht nach ein echter Lichtblick im Bereich der Außendarstellung eines Traditionsprodukts wie Bier. Ganz besonders die mitgelieferte Broschüre hat es mir angetan – und in ihr vor allem bierspezifische Zitate wie dieses von Benjamin Franklin:

Bier ist der überzeugende Beweis dafür,
dass Gott den Menschen liebt und ihn glücklich sehen will.

Aber reicht die fesche Hülle? Und kann das Bier den dadurch aufkommenden Erwartungen gerecht werden? Das konnten nur einige Schlucke St. ERHARD selbst beantworten. Also ab ins Glas damit. Für mich als Weizenblogger etwas enttäuschend ist die kurze feinporige Schaumbildung, aber darüber muss man natürlich hinwegsehen.

St. ERHARD FlascheSt. ERHARD Glas

Die Enttäuschung verflog bereits beim Antrunk dank angenehm typischer Süffigkeit eines Kellerbieres. Insgesamt hat St. ERHARD einen recht malzigen und fast süßlichen Charakter, der in meinem Fall von einer etwas metallischen Note begleitet wurde. Sie störte den sonst runden, nach hinten vielleicht etwas flachen Gesamteindruck. Möglicherweise ist bei der Charge etwas nicht optimal gelaufen oder auf dem langen Weg nach Norddeutschland Sauerstoff eingedrungen. So richtig weiß ich offen gestanden auch nicht, auf welche Weise Metallgeschmack im Bier entsteht – außer wenn es sich um Dosenbier handelt.

Fazit: Das St. ERHARD ist ein grundsolides Kellerbier, das eine Stellung als durchaus würdiger Botschafter deutscher Braukunst in asiatischen Gefilden angetreten hat. Die Marke entfaltet eine tolle Wirkung, die sich auch in Deutschland einprägen dürfte, und beispielsweise für die Szenegastronomie taugt. Mir persönlich steckt aber ein Tick zu wenig Spezialität im Geschmack dahinter.

Am Schluss geht ein großes Dankeschön an Christian Klemenz für die prompte und persönliche Bemusterung inklusive Nachfass-E-Mail, die bisher seinesgleichen sucht.

2 Gedanken zu „St. ERHARD Bamberg – eine aufstrebende Premium-Marke?

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  2. Sabine Welß Bayreuth

    Hallo Herr Klemenz,

    habe eben in der Frankenschau die Sendung über Sie gehört.
    Sie liefern Bier nach Indien.
    Meine Tochter lebt in Sydney und findet höchstens Löwenbräu aus München.
    Sie vermisst aber das gute fränkische Bier.
    Könnten Sie evt. auch die Mühe auf sich nehmen und Ihr Bier nach Australien liefern….
    Noch zu Indien: die Inder darf man auch aufklären, dass Ihr Bier aus Franken kommt und nicht aus Bayern.
    Wie wärs denn mit einer fränkischen, Bamberger Sandkerwa in Indien anstatt eines Oktoberfestes.

    Es würde mich freuen, von Ihnen zu hören.
    Mit fränkischen Grüßen,
    Sabine Welß
    Bayreuth

    PS: meineTochter kommt über Weihnachten heim, vielleicht könnte man da mal darüber sprechen.

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